Am 04. Februar 1884 …

…wurde in Stavenhagen ein Schützencorps mit 78 Mitgliedern gegründet. Erster Vorsitzender war der Mitbegründer, der Bürgermeister Dr. Schultetus. In einem Schreiben an den Landesherrn in Schwerin heißt es: „Allergnädigster Großherzog und Herr! Seine königliche Hoheit wollen geruhen, dem Schützencorps Corporationsrechte beizulegen und denselben das übliche Königsgeld zu überweisen.“ Weiter heißt es: „Da uns die Beschaffung der ersten Einrichtung ganz unverhältnismäßige Kosten verursachte, so wagen wir ferner alleruntertänigst zu bitten, seine königliche Hoheit wollen die Gnade haben, uns die Fahne zu verleihen oder zurückgestellte Jägerstutzen zu einem abgeminderten Preise zu überlassen.“ Dieses Schreiben an den Großherzog von Schwerin wurde auf der Generalversammlung am 24.03.1884, die unter Leitung des Bürgermeisters Dr. Schultetus stand, dem Schützencorps übermittelt. Weiterhin wurden Zusätze zum Statut verlesen und angenommen. Der Magistrat zu Stavenhagen erhielt am 24. August 1884 ein Antwortschreiben mit folgendem Wortlaut: „Der Magistrat zu Stavenhagen empfängt hiereben im Original und in Abschrift die landesherrliche Bestätigung des Statuts des Schützencorps zu Stavenhagen mit der Aufforderung, die Originalausfertigung des Statuts an den Vorstand des Schützencorps auszuhändigen. Zugleich wird dem Magistrat eröffnet, daß seine königliche Hoheit geruhen, dem Schützencorps ein jährliches Königschußgeld von 70,00 Mark zu bewilligen, welcher der Magistrat ermächtigt wird, von den Einkünften der landesstädtischen Steuern von Häusern und Ländereien in Abzug zu bringen und an den Vorstand des Schützencorps auszuzahlen.“ Der Rentier Hugo Hesse, Vorstandsmitglied, stellte den Antrag: „Zur Abhaltung der Schießübungen des hiesigen Schützencorps macht sich die Anlage eines Schießstandes notwendig. Vom Schützencorps ist hierzu im Stadtholz derjenige Streifen, welcher links parallel mit dem zur Sandgrube führenden Wege läuft, anzusehen.“ Bereits am 22. Februar 1884 wurde dieser Antrag auf einer gemeinschaftlichen Sitzung protokollarisch durch den Bürgermeister Dr. Schultetus bestätigt. Der erste Vorstand des Schützencorps bestand zu damaliger Zeit aus dem Vorsitzenden, dem Bürgermeister, dem Herrn Hesse und dem Schornsteinfegermeister Köhn. Am 23 April 1884 erfolgte die Wahl der Offiziere. Als Kommandeur wurde der Brauereibesitzer Homann eingesetzt. Am 21. März 1884 wurde das Stavenhagener Schützencorps erstmalig im Stavenhagener Wochenblatt erwähnt. Das erste Schützenfest mit dem Königschuß fand am 3. und 4. Juli 1884 statt. Glasermeister Köhn war der erste Schützenkönig. Die Tage des Königsschusses hatten Volksfestcharakter und viele Stavenhagener und Gäste nahmen an dem Fest teil. Am 10. Juni 1885 erhielt das Schützencorps die Fahne des Großherzzogs, die am Bahnhof überreicht wurde. Alle Festbälle fanden im Hotel „Erbgroßherzog“ (heute Hotel Kutzbach) statt. Der Kaufmann Kronke stellte als Mitglied des Schützencorps im Juli 1898 den Antrag: „Ich beabsichtige, an den diesjährigen Königsschußtagen 2 Fahrräder auszuspielen und bitte die Obrigkeit, eine eine Erlaubnis hierzu mir geneigtest erteilen zu wollen.“ In einem Schreiben vom 23. August 1898 an den löblichen Magistrat der Stadt Stavenhagen reichte Herr Max Albrecht im Auftrage des Malermeisters Schulz aus Malchin, der Besitzer des Bauplatzes war, die Bauzeichnung für ein Wohnhaus ein. Dieses Haus wurde später das Schützenhaus. Das Stavenhagener Schützencorps, das sich später Schützenzunft nannte, hatte eine gute Entwicklung genommen. Über die Vorbereitungen des Stavenhagener Schützenfestes am 29. und 30 Juni heißt es im Mecklenburgischen Wochenblatt Stavenhagen: „Das diesjährige Schützenfest verspricht dem Publikum auf allen Gebieten recht Gutes zu bieten. Dem Vernehmen nach werden Karussels, Luftschaukeln, russische Schaukeln, Schießbuden und sonstige Schaustellen in noch nie dagewesener Zahl für die Zerstreuung der Bevölkerung Sorge tragen. Auch wie sonst wird auf den 4 neuen Schießständen ein Preisschießen stattfinden.“ Wenige Tage später blickte das Wochenblatt auf das Schützenfest zurück und schreibt: „Es war jedes Mal ein stattlicher Zug, der sich an den beiden Tagen durch die Straßen unserer Stadt nach dem Festplatz hinaus begab. Am Abend ward der Festumzug durch seine große Volksmenge heimgeleitet… Der Besuch auf dem Festplatz, den viele Geschäftsleute bezogen hatten, war recht rege.“ Als Schützenkönige dieser Zeit sind bis heute namentlich ermittelt worden:
1925 Robert Graap Sattlermeister
1926 Paul Krogmann Kaufmann
1927 Werner Willert Kaufmann
1937 Hartwig Richter Kaufmann
1938 Ewald Thiess Schmiedemeister
1939 Carl Schröder Bierverleger
Verglichen mit anderen Städten des Landes, setzte das Schützenwesen in Stavenhagen recht spät ein. Bekannt sind auch die Gründe dafür. Fritz Reuter benennt sie uns in seiner Skizze: „Meine Vaterstadt Stavenhagen“ – eingedenk mancher satirischer Aspekte: “ Ich würde nicht so viel über Jahrmärkte geredet haben, wenn ich von einer Schützenzunft und einem Königsschuß hätte reden können, aber die mangelten uns, und das war ein arger Fehler in dem sonst gesunden Organismus meiner Vaterstadt. Es ist mir schwer geworden, dies Übel einzugestehen, und wenn ich Glanz sehe, den andere Städte des Landes bei solchen Feierlichkeiten entwickeln, so schäme ich mich meiner Vaterstadt und leider auch meines Vaters, der durchaus nicht dahin zu bringen war, die Notwendigkeit, ja auch nur die Nützlichkeit eines solchen militärischen Karnevals einzusehen.“ Soweit ein Auszug aus der Chronik des alten Schützencorps bzw. der Schützenzunft Stavenhagen.